Berditschew, 21. Juni 1943
Die schönen Tage sind vergangen, wir packen. Gestern Abend Vor-Abschiedsfeier im Soldatenheim. Wie so oft: Erst offiziell Doppelkopf, dann Feierabendspiel um eine halbe Runde, dann zu den Schwestern hoch in das Gemeinschaftszimmer. Dort schwelgt man in guter und anderer Musik, in Johannisbeerwein, Tabakrauch und heiteren oder besinnlichen Gesprächen. Es sind meist dieselben, die da anzutreffen sind: Olt. Bilz, Lt. Bleischmann, V. m. Alster, Olt. Züpke, auch der Regimentskommandeur. Und auch mal Hugo, der gestern Major geworden ist.
Die Schwestern sind goldeswert, geglückte Geschöpfe dieser Schöpfungsart: Cissi von Stummen, Schw. Heimleiterin, Alter unklar, 35–38, gar nicht hübsch, nett, heiteres Herz und Gemüt, klug, erfahren, vielgereist. Die Güte selbst. – Maria, genannt “der Krüwel”, sprühendes Temperament, 22 Jahre, schlagfertig, schnippisch, klein und drall, Verhältnis mit Wm. Alster, ob klug oder nicht, weiß sie zu verbergen, persona grata bei den Kommandeuren. Ihr “Feierabend” wird uns noch in tausend Jahren in den Ohren gellen. Wir waren auch stets folgsam und blieben höchstens 5 Stunden über die Zeit. – Mia, etwa 28, angenehm, sympathisch, nicht ausgesprochen hübsch, ruhig, heiter, zurückhaltend. – Herta, genannt “das Küken”, hat unnennbaren Kummer, sagt ihn nicht, sympathisch, nicht sonderlich klug, aber reizendes Wesen, die sauberste Schürze ist ihre. 25 Jahre, doch ein Kind (ist sie, hat sie nicht!). – Gertrud, aus Baiting bei München, dunkel, Brille, Goldzahn, etwas derb, lustig, eben Bajuwarin. Beider Komplexe à côté Äußerem, sonst aber nett. – Zigaretten hatten sie stets alle für mich.
Der Abend dauerte gestern wieder bis 1:50 Uhr.
Bahnhof Berditschew, 23. Juni 1943
Es war eine rauschende Abschiedsnacht, 1/2 5 Uhr nach Hause. Fleischmann übernahm den Festrausch, alles übrige verlief harmonisch. Nein, doch nicht. Mein Chef hatte trotz meiner Warnung vorgefeiert und musste schon um 10 Uhr kapitulieren und ging nach Hause. Gutgekühlter Wein floss nach Bedarf und löste die Zungen für Gedanken, die aus den dicken Rauchwolken abzulesen waren und die durch gemischte Schallplattenmusik angeregt wurden. Dazu leuchteten drei Kerzen.
Während des Verladens kamen die Schwestern nochmal an unsere Züge zur Verabschiedung. Damit war für uns alle das sonnige Kapitel Berditschew beendet.
19 Uhr Abfahrt.
Bahnhof Poltawa, 24. Juni 1943
Die Nacht verschliefen wir. Kiew. Nun ist es später Abend. Wir haben die 8. Batterie eingeholt.
Bei Charkow, 25. Juni 1943
Ausladen und alles wieder unklar. Wir warten Stunden, dann kommt Sonne in das Dasein, und wir rollen in den Unterkunftsort, wie er heißt, weiß ich noch gar nicht. Jedenfalls sollen wir länger hier bleiben. Nach dem, was an Werfer-Regimentern in der Gegend ist, wäre hier etwas zu erwarten.
L.36 Gr.07’ Br:50 Gr.06’ Dergatschi, 26. Juni 1943
Nichts los. Dolce far niente. Wir liegen 10 km von Charkow entfernt und sind ganz nett untergekommen. Wiedermal gegen Ruhr geimpft. Ich merke es heftig.
Dergatschi, 28. Juni 1943
Vormittags leichter Dienst, gegen Mittag sitzen wir privatissim über einer Karte und kommen überein, dass die Einbuchtung der Front nördlich Charkow wohl ausgebügelt werden muss. Nach dem Essen sitzen wir beim Skat, zweites Spiel, Anruf, Chef mit Melder zur Abteilung, Batterie fertig machen. Es geht los, Richtung Nord, also nach der erwähnten Einbuchtung der Front.
Wir hatten mit einer längeren Wartezeit gerechnet und wollten heute Nachmittag in die Oper mit den Moritaten des Ritters Lohengrin. Denkste! So sah ich von Charkow bisher nur die Silhouette mit den riesigen Kisten der Parteibauten.
L:35° Gr. 52’ Br: 50° Gr. 54’ Wald zwischen Golowtschino und Tomaronka, 29. Juni 1943
Nachtmarsch von Dergatschi nach hier. Gewitterböen, aufgeweichte Straßen, PKW werden oft geschleppt, stockdunkle Nacht, Licht darf keines gezeigt werden. Dem Russen muss der Aufmarsch verborgen bleiben. 80 km Marsch. 20 Uhr war Abmarsch, um 6 Uhr sind wir “schon” hier. Die Fahrt war gute Schule für die neuen Fahrer.
Unser Wald ist hübsch, gut aufgeforstet. Teile Buche, die anderen Kiefer, z. T. Schonung, die durch die Fahrzeuge arg mitgenommen wird. Das Herz schmerzt da.
Tiefer Vormittagsschlaf, Nachmittag kleiner Doppelkopf. Dazu Musik. Es lässt sich aushalten, abends aber kommen die Mücken.
Krassny Kutok, 1. Juli 1943
Gestern Nachmittag Verlegung in die Bereitstellung, Troß bleibt noch zurück, also ist nur die Gefechtsbatterie vorne. Die Fahrt war wunderbar. Weites Hügelland, Weiden, Felder, Busch- und Hochwald, Dörfer in der Abendsonne an den Hügellehnen. Wir liegen in einem alten Eichenwald. Riesige Bäume. Der Kdm, der Materialist, meint, den wolle er schlagen und sich dann zur Ruhe setzen. Wir sind noch 8 km vom Feind, der auf den gegenüberliegenden Hang recht schwere Brocken schmeißt.
In der ganzen Ukraine sticht ins Auge, dass alle Felder wohlbestellt sind. Fast kein Brachland zu sehen.
Einen oder zwei Tage noch, dann geht’s los. 1. D. “Großdeutschland” ist da und manche andere Elite-Truppe. Also ein großes Fest.
3. Juli 1943
Gestern Wegeerkundung nach der ersten Feuerstellung des kommenden Angriffs. Wechselvolle Hügellandschaft. Wegesorgen. Heute endlich wieder Post. Hannchen macht mir Sorgen.
Die kriegerischen Dinge verdichten sich. Stellungskarten kommen. Minenpläne. Chef- und Offizierbesprechungen. Sonst ist es ganz gemütlich in unserem Wald. Der Doppelkopf regiert Tag und Stunde der Freizeit.
Krassny Kutok, 4. Juli 1943
Wir befinden uns in jener mächtigen Spannung, die einen vor erstem Einsatz beherrscht. Alles ist still und schweigsam. Man liest, raucht für sich hin; wenn man spricht, nur in leiser Tonart, damit es irgendeine fremde Macht nicht hört.
Der Befehl des Führers wurde uns verlesen. Danach tritt morgen die ganze Front wieder an, während wir glaubten, es handele sich nur um eine größere Flurbereinigung.
Die Werfer sind geladen. Alles ist bereit für den Abruf.
L:56 Gr. 2’ Br: 50 Gr. 4-4-1, 3 km südostwärts Dimitrijenka, 5. Juli 1943.
Im Abenddämmern ging der Marsch gestern los. Bei Einbruch der Dunkelheit hatten wir die ersten Verwundeten: Gefr. Henning, Gfr. Baumann und Rickan. Granateinschlag am Marschweg. Wege sind furchtbar, Lage ungeklärt. Unser Stellungsraum noch nicht feindfrei. Wir warten den Tag in einem flachen Tal ab. Nach langem Hin und Her durch Stockungen und Fahrzeugstauungen in ein vermintes Feld, ohne dass was passiert, dann in eine schöne Hinterhangstellung durch einen engen, nassen Sumpfweg müssen die rd. 50 Maschinen der Abteilung. Ein furchtbarer Krach, Geschrei und Motorenlärm steckengebliebener Fahrzeuge. Folge bleibt nicht aus: Lange, ehe wir fertig sind, setzt ein machtvolles Feuer ein, das mit Pausen den ganzen Tag anhält. Lt. Bauer verwundet, Ltr. Tiedemann tot. Verwundet ferner: Uffz. Hocke, dann Wolleg, Hemler, Eisner, Müller, Huber, Alsdorf und 3 weitere, die bei der Truppe verbleiben konnten. Olt. Züpke ist auf eine Mine gelaufen und verwundet. Feuer hält an. Wir gehen immer tiefer in die Erde. Zum Schießen kommen wir nicht. Da muten die Verluste so sinnlos an. Im Wald, an dem wir liegen, stecken noch einzelne Baumschützen, die nicht auszumachen sind. Den ganzen Tag pfeift es durch die Stellung. Der Russe wehrt sich zäh, macht dauernd Gegenstöße, die Inf.-Div., der wir zugehören, ist jung, aus Frankreich und hat schwere Verluste; kommt auch nur langsam vorwärts.
„Nierenwäldchen“, 6. Juli 1943.
Seit meinen jüngsten Kindstagen habe ich nicht in einem so nassen Bett geschlafen. Offenes Erdloch. Die halbe Nacht peitscht der Regen. Iwan schießt wieder mit allen Waffen in die Stellung. Der Himmel bewölkt sich wieder. Flieger waren heute erst einmal da. Der Ogfr. Henning ist seinen Wunden erlegen. 20 Uhr: Tagsüber schweres Feuer ringsum. Panzer greifen an. Infanterie sehr stark geschwächt, hält schlecht. Wir haben wieder die übelste Ecke des Abschnitts. Können oft halbstundenlang die Nase nicht aus dem Loch heben. Den ganzen Tag pfeift es durch die Stellung von Infanteriegeschossen. Z. Zt. Abendsegen der schweren russischen Artillerie. Haben unheimlich viel Munition, die Brüder!
Um die Mittagszeit zwei Feuerschläge. Das erleichtert das Herz, das doch einen stärkeren Takt schlug manche Stunde des Tages.
Uffz. Ludwig fällt aus durch Knöchelbruch.
L:36 Gr. 02’ Br: 50 Gr. 4-5, Nierenwäldchen, 7. Juli 1943, 12 Uhr.
Früh Bombenangriff auf die Stellung. Bomben lagen gut. Passiert ist nichts. Hohes Lied der Erdlöcher. Zielerkundung in der vordersten Linie. Ging klar. Infanterie ist des Lobes voll über unsere Schießerei. Vormittag dreimal geschossen. Wieder Dunst auf die Stellung, so wie üblich. Iwan übt uns wieder im Kniebeugen. Angriff der Infanterie schreitet langsam vor, unsere Schussentfernung reicht nicht mehr. Chef erkundet neue Stellungen. 20.30 Uhr. Der Tag wollte friedlich zu Ende gehen. Wir holten uns den Rundfunk in die Stellung und spielten mit den Herren der 8. Batterie noch einen kleinen Doppelkopf, als ein Feuerüberfall der Russen kam. Die Herren gingen in ihre Stellungen hinüber. Als sie in ihr Loch sprangen, wurden sie beide verwundet. Leutnant Fleischmann schwer, Lt. Schröder leichter, diese prachtvollen jungen Kerle. Damit hat die 8. in drei Tagen zwei Führer und noch einen Offizier. - Treffer in unsere Fahrzeugstellung, 4 Verwundete: Gefr. Ludert, Vogt, Nieberg und der Russe Jakob. Jetzt sieht der Abend aus wie im Frieden. Wenn die Erregung über das Erlebte nicht wäre.
Nierenwäldchen, 8. Juli 1943
Der Krieg prüft uns hart. Wir erleben die bisher schwersten Stunden, die nun schon Tage sind.
Rgts.Kdr., Abt.Kdr. Major Commichau und Lt. Deeg vom Regiment verwundet. In der 9. außerdem Wm. Franz und Ogfr. Schnell.
Ich habe die 8. Batterie übernommen, bis Chef-Ersatz kommt. Die Batterie ist stark angeschlagen durch die gestrigen schweren Verluste.
Wieder schwere Feuerüberfälle, die auf russischen Angriff schließen lassen. Wir sind als schwerste Waffe 1500 m hinter der vordersten Linie.
L: 56 Gr. 05’ Br: 50 Gr. 46’ Gorizowka (Gerzowka), 9. Juli 1943
Gestern Abend kam endlich der Abruf zum Stellungswechsel. Das Stichwort war gefallen, als ein noch nicht dagewesenes Feuer einsetzte. Der Russe griff an, schoss aus allen Rohren, und die massiert hinter uns stehende Artillerie antwortete. Es war der Teufel los. - Schwierigkeiten beim Stellungswechsel bewirkten, dass wir erst nach Mitternacht im neuen Bereitstellungsraum eintrafen. Da übergab ich die Batterie wieder an Oblt. Tiedemann. 2 Verwundete kostete der Abend noch.
So endete der erste Einsatz der Abteilung, der ihr mehr als 10 v. H. der Mannschaften und 33 v. H. der Offiziere kostete.
Nun hocken wir hier und warten. Im Dorf gegenüber sitzt Iwan, 1 1/2 km weit, schießt ein wenig und will offenbar angreifen. Dazu sind wir hier. Soeben gab’s einen Einschlag. Wieder einen.
Habe nun eine Zwitterstellung, bin in der Batterie und gleichzeitig Abt. Beob. Offz.
Was uns die Stellung nun hier bringen wird, bleibt abzuwarten. Die Situation ist pikär. - Am rechten Flügel geht’s gut, hier ist’s übel.
Gorizowka, 10. Juli 1943
Wie gesagt, die 9. Batterie, die meine, fährt in Stellung, bekommt Feuer. Die Beute waren erst 1 1/2 Spaten tief in der Erde. So kam es denn: 1 Offz. tot, 5 Uffz. und Männer verwundet, zwei können bei der Truppe bleiben. - Es ist furchtbar. Der Abschied von den Verwundeten fiel mir schwer wie selten. Diese prächtigen Kerle (Uffz. Goldmann, Gefr. Spindler, - bei der Truppe bleiben Uffz. Hermann und Ogfr. Korth). In meiner Werferstaffel stehen mir zu: 1 Offz., 2 Wachtmeister und 6 Unteroffiziere. Ich habe noch 2 Unteroffiziere, sonst nichts.
Bei Einbruch der Nacht war ich noch vorn bei der Infanterie in einem Dorf, Wosschod, in dem in der Nacht zuvor die Russen waren und abschlachteten, was sie erwischen konnten.
Die Nacht war ruhig, regnerisch, schwül und brachte mir auf dem Abt. Gef. Std. einen guten Schlaf.
Heute früh, noch regnerisch und schwül, nehme ich Verbindung auf mit dem zust. Batt. xxx Infanterie-Bataillon. Sache ging mit viel Schweiß und wenig Ball Artillerie-Feuer vor sich.
Zigaretten werden knapp. Verpflegung ist gut. Wege sind schlüfrig. Selbst die schweren Zugmaschinen drehen sich wie die Kreisel. Und links und rechts der Wege liegen Minen.
L:36 Gr.06’ Br:50 Gr.48’ Korowino, 11. Juli 1943
Ruhige Nacht. Um 1 Uhr früh Funkspruch vom Regiment, Führer und B-Organe voraus. Mein Kommandeur, Hptm. Kropp, jung, ruhig, westfälisch-osthaltisch. 5 Stunden Erkundung zu Fuß im Schlamm, 2-mal bis auf die Haut nass. – Die Chefs habe ich eingewiesen, nun warte ich seit 4 Stunden auf Kdr. und die Batterien. Sie stecken wohl irgendwo im Schlamm und sind versoffen, denn es hat wieder viel geschüttet. Sonst leichte Artillerietätigkeit, dann und wann ein Einschlag in unseren Grund. – Die Lage ist wackelig, vor uns fast keine Infanterie. Wir sind das Rückgrat der Stellung. Das ist keineswegs im Sinn unserer Waffentaktik, wohl aber in dem des Krieges. – Der Himmel lacht wieder, als wäre nichts gewesen.
Spätabends zurück nach Korowino, Befehl nach Gorizowka zu fahren, auf dem Wege Kdr., zurück, Chefs holen, Chefs nach Gorizowka, um Mitternacht, 2 Uhr brechen die Batterien auf und beziehen die erkundeten Stellungen.
L:36 Gr.06’ Br:50 Gr.49’ Krasna Potschinsk, 12. Juli 1943
Der Vormittag verläuft in Friede und Eintracht. Überläufer sagen aus, drüben wäre großer Munitionsmangel. Zum Beweis setzt 13 Uhr heftiges Artilleriefeuer ein, bald auch das Gewehr- und MG-Feuer der angreifenden Russen. Vor uns liegen drei Gruppen Infanterie. 7. und 8. Batterie schießen zwei Salven in vermutete Bereitstellungen, dann ziehen die Werferstaffeln aus der Stellung, wir sichern den Rückzug infanteristisch, während der Russe uns rechts auf der Höhe schon überholt. Knapp nördlich von Korowino beziehen wir Stellung zum Schutz der F., die zwei Salven in kleinen Raten in den russischen überholenden Angriff schießt. Angriff bricht schließlich zusammen. – Meine Batterie hat am Ende zwei Tote (Klotz und Wagner) und zwei Verwundete (Block und Siewehr).
Neue Lauerstellung südlich Straße, nördlich Korowino utopisch, da Front in den Abendstunden wieder bezogen wird.
L:36 Gr.07’ Br:50 Gr.47’ Panzergraben nördl. Koronowo, 13. Juli 1943
Nachts kommt Nachricht, dass der Bahnenjunker Wachtmeister Alster in blendender Haltung gefallen ist.
Erkundung. 7. und 9. bringen wir in den alten Stellungen unter. 8. geht nicht, schlechte Wege, eingesehen, exponiert und zu schwacher Infanterieschutz.
Verluste der Abteilung sind auf 90 gestiegen. Das Wetter ist schlecht. Der Russe schießt dauernd Störungsfeuer.
14. Juli 1943
Sonniger, ruhiger Tag. Die Sommerkrankheit Russlands brichtwieder aus. Quälende Krämpfe.
Gegen Abend Kurzerkundung, und die 8. schießt zwei Feuerschläge in ein lästiges Wäldchen. Ehe Iwan zur Besinnung kommt, ist die Batterie schon wieder weg, und die russische Antwort schlägt in eine leere Stellung.
Abends gießt es wieder in Strömen.
L:36 Gr.11’ Br:50 Gr.47’ Nördl. Butowo, 15. Juli 1943
Die ganze Nacht goss es. Marschbefehl, kräftiger Sprung nachNorden zu einer Panzerdivision.
Am Wege sehen wir die Spuren schwerer Panzerschlachten. Auch eigene Verluste offenbar hoch. – Ein trostloses Bild, wenn eine unschätzbare Menge schwerer Panzer zur Reparatur zusammengezogen sind.
Ich bin müde und habe Schüttelfrost. Das Wetter ist schlechtest.
Stundenlanges Gesuche nach Stäben und Feuerstellungen. Windige Ecke. Unserer Pz.Div. stehen 5 Schützendivisionen und ein paar Panzerbrigaden gegenüber. Feuerstellung für zwei Batterien gefunden. - Als Kdr. des zuständigen Artillerieregiments finde ich meinen Batteriechef aus Würzburg, Obstlt. Werner, vor. Freude beiderseits. Bekanntschaft war jedoch nur einseitiger Natur.
L:30Gr.24’ Br:50Gr.55’ Wald, 16. Juli 1943
Wege- und Stellungserkundungen gingen weiter, bis tief in die Nacht. Es goss in Strömen. Wir hatten Hunger und waren todmüde. 2 km vor dem Rastplatz der Abteilung verfuhren wir uns und suchten eine volle Stunde. Schließlich fanden wir, da war das Essen irgendwo, kein Zelt gebaut, alles triefend nass. Kdr. schimpfte wie ein Rohrspatz. Wir schliefen im Wagen, mehr schlecht denn recht, aber doch.
Um 2 Uhr geht’s weiter. Batterien schießen 2.30 Uhr. Dann raus aus der Stellung. Neue Erkundung. Zurück. 2 Stunden Schlaf. Wieder Erkundung mit den Chefs. Russe schießt lebhaft. Es regnet schon wieder.
Kdr. hat Krach mit dem kommandierenden General. Er ist zu wenig weit rechts gefahren. Nun soll er sich zur Bestrafung melden. - Pech hat er von Anfang an. Nun hat er die Nase voll.
Man kommt tagelang nicht zum Waschen. Stiefel hatte ich schon 5 Tage nicht aus.
Kotschetowka, 17. Juli 1943
Fahrt in Stellung, Hinterhang- und Hinterwaldstellung sehr gut nach dem Erkundungsergebnis. Kaum sind wir eine Stunde zu den nötigen Schanzarbeiten da, setzt ein Beschuss ein, der 2 ½ Stunden ununterbrochen anhält und sich hauptsächlich auf die Stellung der 9. Batterie ergießt. 7. und 8. können in Stellung gehen, 9. nicht. Gefr. Pohlmann-Gotha tot. Herr Chef, Olt. Pilz verwundet, ebenso Haberland und Bygandt. - Kein Schlaf, sehr kühl, Warten auf den Kdr. Iwan bombardiert und gießt Phosphor ab. Dann und wann schießt auch die Artillerie noch rein, dazwischen huschen im munteren Reigen die Infanteriegeschosse. So vergeht die Nacht. Jetzt liegen wir im Skat.
Ich habe nun bis auf weiteres die Führung der 9., meiner guten alten, übernommen.
Erkundungsfahrt mit Organen der Batterie bei wundervollem Wetter und teils märchenhafter Ruhe.
Seit dem Frühmorgen sind die russischen Flieger im Gange. Flak schießt vorzüglich, beobachte selbst zwei Abschüsse und noch einige Brände.
18. Juli 1943
Noch liegen wir im Skat. Der Morgensegen stört auch uns und zwingt uns stundenlang in die Löcher, obwohl wir fast drei Kilometer hinter der Front liegen.
Einsatzbefehl: Erkundung, Verbindung mit Infanterie. Überlegen von Lage und Auftrag. Übel: 1. Feuerstellung nur beziehbar über zwei eingesehene Räume, liegt 600 m hinter der vordersten Linie. Hinfahrt im “Carracho”, damit Staub aufgewirbelt wird und Iwan nicht merkt, worum es sich handelt, denn uns liebt er. Das Ziel ist der ins Dorf eingebrochene Feind. Beim Kommando „Feuer“ springen die Zugmaschinen schon an, und nach drei Minuten ist die Stellung leer. Wir fahren zwei verschiedene Wege, ausgerechnet auf meinen schießt er. War ja zu erwarten. Wunderbar, kein Ausfall. Beuerlag ausgezeichnet.
Neue Bereitstellung, neues Zielstellungen in einem Kornfeld. Bekämpfung mit Flamm-Munition. Taktik wie vorher. Glück dasselbe. Der zuständige Kdr. der Aufklärungsabteilung besah sich persönlich das Schauspiel. Erfolg. Die Landser, meine, und die Zuschauer lachen aus vollem Herzen.
L: 36 Gr.4’ Br: 50 Gr.47’ Wald nördl. Butowo 19. Juli 1943, 8 Uhr
Gestern gegen Abend Großstellungswechsel, arglos aufgenommen. Erst nach 10–15 km Fahrt erkenne ich an den Kolonnen, die endlos die Rollbahn bevölkern, dass es sich um einen Rückzug handelt. Gottlob haben wir fast nur Zugmaschinen, sodass wir bei dem Schlamm uns durch alle Verstopfungen durchwinden können.
Jetzt liegen wir in Bereitschaft. Die Trosse haben wir schon abgeschoben, und die Lage ist völlig ungeklärt. Mein Vertrauen zum Generalstab ist leicht erschüttert. Die Stimmung ziemlich niedergeschlagen. Bei Charkow soll der Russe durch sein, in Sizilien macht der Feind Fortschritte. Unsere Abteilung hat in 14 Tagen einen Ausfall von 20%.
Über meinen Gedanken steigen jetzt oft dunkle Wolken auf. Es kostet Mühe, sie zu verbergen.
18 Uhr
Den ganzen Tag schießt schon die Artillerie auf die nahe Rollbahn und unseren Wald. Des öfteren drücken uns russische Schlachtflieger in die Löcher, bis der Bombensegen und der der Bordwaffen verprasselt ist. Dabei bebt die Erde. Harasim aus der 7. ist dabei gefallen. Ein schneidiger, prächtiger Wiener, vor einer Woche oder zweien war er Uffz. geworden, vor einigen Tagen wurde er zu EK I eingereicht.
Von eigenen Fliegern sieht man nichts. Nur die Flak holte wieder zwei herunter, was das Herz erfreut.
Löwenka bei Charkow, 20. Juli 1943
Es ist eine Lust zu leben. Von oben bis unten gewaschen. Rasiert, gekämmt, geputzte Stiefel. In der Ecke spielt der Rundfunk, draußen lacht die Sonne, und unsere russische Wirtin, die eben säuberst gewaschen die Wäsche, unsere Einsatzwäsche, auf die Leine hängt.
Gestern Abend wurden wir plötzlich herausgezogen und marschierten in den Ausgangsraum bei Charkow zurück. Tomaronka, da gab’s noch mal Bomben, dann in ruhiger, gleichmäßiger Fahrt durch die Mondnacht über Borissowka, Udy, Dergatschi nach Losowenka. Gute Quartiere für alle. Hier können wir’s aushalten.
Jedoch am Nachmittag Chefbesprechung. Morgen geht’s weiter, heftig gegen Isjum, wo der Russe sehr arg stänkern soll.
Nowaja Wodolaga, 21. Juli 1943
Früh am Morgen Abschied vom Quartier. Über Markow, Merefa hierher, 62 km. Jetzt ist es Mittag, und wir warten schon zwei Stunden. Regengüsse machten die Straßen unbefahrbar. Es ist drückend heiß, und der Feldküchentee schmeckt schlecht. Ich hielt ihn tatsächlich für Kaffee. Vielleicht ist es wirklich welcher. Bald geht’s weiter. Neuer Kommandeur in Aussicht. Bis jetzt ist er nur als Adjutant von General Graf Kanitz bekannt. Im Felde noch keinen Namen. Prost.
L: 36 Gr. 17’ Br: 49 Gr. 24’ Alexejewka, 22. Juli 1943
Kolonnenfahrten im Dunkeln haben es in sich. 8. Batterie riss ab. Der nunmehrige Spitzenfahrer fährt ohne besondere Motivierung rechts ab. Der Troß der 8. folgt ihm vertrauensselig. Die Kolonne auch. Ich mit der 9. ebenso. Kostete uns mindestens 2 Stunden der Nachtruhe. Jetzt geht’s weiter. Barwenkowo. - Ein Gewitterregen, wie noch nicht erlebt. - Bei Einbruch der Dunkelheit unterziehen. Müde. Das wird ein schöner Schlaf.
Raum von Isjum, 23. Juli 1943
Mit dem Schlaf war es Essig. 21 Uhr zum Kdr. Knapp nach Mitternacht zur Erkundung nach Kamenka. Böse Gegend. Einschlag an Einschlag aller Arten. Feuerstellungen so gut wie ausgeschlossen, alles eingesehen. Nur das Rgt. sieht es nicht ein. Die Herren sollten mal mit uns auf Erkundung fahren, dann mit uns die Feuerstellung beziehen und mit uns in den Löchern hocken. Dann würden sie vielleicht verstehen lernen, was es für eine Bedeutung hat, wenn wir sagen, “es geht nicht”.
Neue Erkundung. Wir kurven mit einer Zugmaschine auf Hängen herum, auf denen sich bei Tage kein Infanterist sehen lässt. Keine Stellung. Schließlich finden wir doch anderswo ein fragwürdiges Fleckchen und entschließen uns. Meldung, da werden wir herausgezogen, zurück in den Troßraum.
Barwenkowo, 24. Juli 1943
Abends kam noch der neue Kommandeur, Hptm. Rohrbach, ein Theologe, wie er auch aussieht. Aber ganz nett und herzlich. - Kleiner abendlicher Umtrunk im Freien, bis 23 Uhr in der Gewissheit einer störungsfreien Nacht. - 2 Uhr Alarm. Geht schon wieder los. Erkundungsorgane vor. Ich fahre Batterien nach, Bereitstellung in Dolgenskaja. SS-Artillerie kommt uns in Strömen entgegen. Gegen 7 Uhr werden wir wieder abgerufen, zurück nach Barwenkowo. 65 km verfahren für nichts. - Angriffsunternehmen fällt aus, Iwan soll sich kampflos hinter den Donez zurückgezogen haben. Jetzt warten wir wieder auf neue Verrücktheiten.
Bei Makejewka, 26. Juli 1943
24 Stunden marschierten wir die 200 km nach hier. Damit sind wir wieder, wie vor genau einem Jahr, im Raum von Stalino, nur dass die Situation wesentlich ernster ist. Der Russe soll an den Mius zusätzlich 28 Divisionen heranziehen. Das kann ja etwas werden. Gleichviel, ein Ruhe- und Arbeitstag. Noch habe ich nicht alle Fahrzeuge hier.
Mussolini hat abgedankt. Warum bringt man das nicht als Sondermeldung mit den Kaiserjägerfanfaren?
Erdloch südlich Nikiforoff, 30. Juli 1943
Die Frontbereinigungsschlacht am Mius hat begonnen. Es ist wie am jüngsten Tag. Bombenangriffe, Feuerüberfälle wechseln sich ab. Wir hocken in den Löchern und empfinden durchaus keine reine Freude. Zeitweise ist es zum Verrücktwerden, dazuhocken und zu warten, ob und wann es so einschlägt, dass …
Seit 8.10 Uhr ist der Angriff im Gange. Vorzügliche Divisionen tragen ihn. Es ist 11.30 Uhr, man ist vorwärts gekommen. Ausmaß noch unklar. Viel Werfer sind da.
Die einzige Freude des Tages ist ein Brief, den ich gestern von Dir, Hannchen, bekam. Als ich ihn das erste Mal las, trat mir das Wasser in die Augen.
17 Uhr.
Bis jetzt drückten uns die russischen Flieger 15 Mal in die tiefsten Gründe unserer Bunker. Unsere Jäger sind nicht toll, kurven verwegen zwischen den russischen Angriffen herum, nehmen die Jagd aber nicht auf und sind offenbar froh, dass ihnen Iwan nichts tut.
Wie durch ein Wunder noch keine Verluste. - Tja, 8.59 Uhr haben wir geschossen, mit Flamm auf Peresej. Wirkung nicht zu beobachten gewesen.
Wir bereiten Stellungswechsel nach vorwärts vor. Sicher wieder eine Verrücktheit, ausgeheckt von einem Herrn der leichten Abteilung, die 6000 schießen kann, während wir bei 1900 halten. So ist unsere derzeitige Stellung 400 m hinter der vordersten Linie von heute früh. Man sitzt bei uns immer wie auf dem Pulverfass. 400 m und die Abteilung hat 10.000 kg Sprengstoff und 5000 l Flammöl in der Stellung liegen. Ein gutes Gefühl, wenn Iwan Bomben schmeißt.
Bei Nikiforoff, den 31. Juli 1943
Verhältnismäßig ruhige Nacht. Nur paar Bomben, ungestörter, aber unbequemer Schlaf, überhaupt nur möglich durch die Übermüdung der letzten 5 Tage.
Seit dem frühen Morgen geht der Angriff weiter. Heftige Schießerei beiderseits. Starke Stuka-Verbände stürzen, starke russische Fliegergruppen ziehen über uns weg. Beide begegnen sich oft. Eben schießt die Stalin-Orgel 500 m vor uns auf den Hang.
Nachtrag:
Majewka, 27. Juli 1943
Frühmorgens - Beginn großer Erkundung des Regiments. Alle Kommandeure und Chefs dabei (der Unsinn!). Nutzlose Mitfahrerei bis 17 Uhr. Erst da sind Aufträge und Räume klar. - Der neue Abteilungsführer macht mich verrückt mit seiner weitschweifigen Quatscherei. - Stellung angängig, nur bei Dunkelheit zu beziehen. 1 Uhr früh zurück in die Quartiere.
Majewka, 28. Juli 1943
Vorbereitungen, 2-stündige Chefbesprechung, ließe sich in 20 Minuten abmachen, 14 Uhr Abmarsch zum Stellungsbau. Werferlöcher, Deckungslöcher, Gefechtsstandslöcher, gutes Tarnen. 2 Uhr wird es schon hell, 3 Uhr Abfahrt.
Majewka, 29. Juli 1943
Kurzer Vormittagsschlaf, Verleihung von 15 Verwundetenabzeichen an Angehörige der Batterie. Abmarsch 13.30 Uhr, nun schon bekannter Weg, z. T. schon vor einem Jahr befahren: Chassysk, Sugres, Tschistjakowo, Sneshnoje, da Bereitsstellung, Werfer laden, alles fertigmachen, 19.15 Uhr Weitermarsch Nikiforoff - erst. Und in Stellung. Kein Auge Schlaf. Ununterbrochen ist Iwan in der Luft. Siehe unten
30. Juli
Nun geht’s weiter.
Bei Nikiforoff, 31. Juli 1943
7 neue Unteroffiziere und 2 Wachtmeister stehen heute im Abteilungsbefehl. Zum Teil sind es Notwürfe, mancher hätte noch warten müssen, wäre der Mangel nicht so groß.
Heftige Fliegerangriffe. Am frühen Nachmittag ein Gewitter von drei Stunden und Maßen, die nur in Russland, dem Land der wirklichen Gigantik, möglich sind. Es war märchenhaft schön. Geschimpft haben wir natürlich, denn im Nu waren sämtliche Löcher und Bunker abgesoffen, und alles stand heraußen und ließ den Regen über sich ergehen. Nur gut, dass die feindliche Artillerie ein Einsehen hatte und nicht schoss.
Gruschewskischlucht, den 1. August 1943
Heute vor 2 Jahren wurde ich Leutnant.
Die Nacht war erträglich. Zuerst wurde zwar heftig illuminiert und geschmissen, dann ging’s aber.
Mittags Stellungswechsel nach vorwärts, wieder boom hinter dünnster Hauptkampflinie vor einem Wald, der gerne beschossen wird.
2 Ziele zugewiesen und ein Sperrfeuerraum, Verbindung mit der Infanterie, Besprechung mit dem Kommandeur, und nun kann’s losgehen, wenn’s bis dahin nicht zu dunkel wird. Denn dann hat’s keinen Zweck mehr. Dann liegen die Russen wie wir in den Löchern.
Es dämmert stark, Post ist gekommen, und wir erwarten eine Bombennacht.
Gruschewskischlucht, 2. August 1943
Die Post war eine Enttäuschung. Kein Brief von Hanna. Und kein Päckchen mit Zigaretten.
Dafür um 19.15 Uhr Feueralarm. Halbe Salve auf Peresij-Süd. Aber bleibt still. Die Nacht war im Ganzen ruhig. Leichter Regen störte nicht.
Iwan geht zurück. Bald wird Stellungswechsel kommen. – 2 EK II eingereicht. Sollte drei, brachte es aber nicht übers Herz.
Es ist 10 Uhr und sehr ruhig in unserer Waldschlucht. Dann und wann ein Einschlag, öfter Abschüsse eigener Batterien, wir schweigen noch, denn die Linie liegt schon vor unserem Schussbereich.
Ja, gestern Abend gab es zwei Verwundete durch Phosphorregen. Können wohl bei der Truppe bleiben.
Im Nachrichtendienst kam eben, dass am Mius, nördlich von Kuybischewo eine Einbruchstelle bereinigt wurde. Das sind wir. Damit wäre der Krieg hier ja aus. Ich glaub’s noch nicht. – Aber zwei Ruhetage täten not. 17 Uhr. Herrlicher Sonnentag, heiterer Himmel. Aus diesem heraus stürzten sich russische Schlachtflieger und warfen eine Flut von Splitterbomben auf meine Bereitstellung, die bestens getarnt im Walde lag. 10 km hinter der Front. Verdachtswurf wurde zum Schicksal: 2 Tote, 15 Verwundete, 7 davon bei Truppe verblieben. – Wieder zwei Werferführer und zwei Richtkanoniere. – Erschütternde Einzelschicksale. – Das Geschick will der Batterie anscheinend nicht wohl. Man kann sich nun an den Fingern abzählen, wann man drankommt.
Mariiewka, 3. August 1943
Gestern Abend noch vor, auf Grund der Verluste als Bereitschaftsbatterie. Untergezogen und getarnt. – In tiefer Nacht, rundum erleuchtet von Leuchtbomben, Abmarschbefehl in den Troßraum. Das Regiment wird verlegt. Es brennt wohl wieder wo.
Schabelkowo, 4. August 1943
Wir schliefen gestern keine drei Stunden, als, um 11 Uhr, Befehl kam, sofort abzumarschieren. 100 km Marsch Ordshonikidse, Artemowsk, Kramatorskaja, Ankunft hier 5.15 Uhr, 6–7 Uhr Schlaf, zur Abteilung, 8 Uhr Abmarsch in den Einsatz. Russe über den Donez gekommen, soll wieder zurück. 7., 8. in Stellung, wir bleiben geschont, in Reserve. Nette, ausgebaute Waldrast. Wunderbares Wetter, wolkenloser Himmel. Nur, Flieger, Flieger! Mehr russische als deutsche.
Gespannt, was ich für einen neuen Chef bekomme. Ich darf die Batterie ja nur durch die Übelkeiten führen.
Wald bei Colaja Dolina, 5. August 1943
Es ist wie ein Wunder: 10 Stunden Schlaf im Waldbunker. Jetzt sitze ich gewaschen und rasiert bei angenehmer Morgensonne unter den Bäumen. Dazu spielt der Soldatensender. – Lange wird das Idyll nicht mehr dauern. Um Mittag fahre ich los zur Erkundung von Feuerstellungen für den Fall eines russischen Durchbruchs nach Colaja Dolina. Sengende Sonne, heißer Motor, frische unreife Äpfel. Für die Kotauch Stellungen gefunden. In einem weiteren Erkundungsraum finde ich zu Oberst Graf zu Castell, der mir abrät, im an sich befohlenen Raum zu erkunden, da er keinesfalls in Frage kommt. Die besagte Schlucht ist an drei Seiten einzusehen. Aber er erbittet, in seinem Abschnitt zu wirken. Neue Erkundung. Gute Stellung gefunden. Bei Abteilung bekomme ich Schießerlaubnis für 2 Salven. Bestens.
6. August 1943
2.15 Uhr Aufbruch. Noch nachtdunkler Wald. Muss den Fahrzeugen zu Fuß vorangehen. Im weiteren Morgengrauen geht’s in flotter Fahrt die 10 km in die Schlucht der Stellung. Zwei Feuerschläge innerhalb von 8 Minuten und raus. Iwan ist sehr, sehr ruhig. Der befeuerte Raum bekam immerhin 2500 kg Sprengstoff aufs Dach. Keine Ausfälle. Dank des Inf.-Kdr. für die Unterstützung.
9 Uhr Abmarsch wieder gegen Charkow.
L:36 Gr. Br.: 49°48’ Kurze Rast vor Merefa. 7. August 1943
Gestern Marsch durch Sonne, Regen, Staub und Schlamm: Barwenkowo, Losowaja, Krassnapawlowka. Nacht bricht ein, rechts ran und halt. Mehr als die Hälfte der Batterie steckt irgendwo hinten im Schlamm. 4 Uhr Weitermarsch: Beseka, Nowaja Wodologa, Merefa.
14.45 Uhr Ankunft in Wyssokij vor Charkow. 5:15 Uhr soll die Erkundung losgehen, nachdem wir 300 km marschiert sind. Immenser Verkehr auf den Straßen. Vor allem aus Charkow heraus. Kolonnen, Kolonnen, Zivilisten mit Sack und Pack, Strafgefangene, Urlauberkompanien. Das sieht nach Räumung aus und Rückzug. Gegen Abend erfahre ich: Der Russe steht mit 100 Panzern vor Der gatschi, unserem alten Quartierraum. Südostwärts Charkow, am Donez, will er auch angreifen, um die Stadt in die Zange zu kriegen. Beste Verbände werden hierher hingeworfen. Auch wir, zwar nicht als “bester Verband”, sondern wegen der Feuerkraft. Hoch kein Auge zugemacht, und nun geht die Erkundung los.
L:36 Gr. 18’ Br.: 49°40’ Wald nördlich Smijew. 8. August 1943
Sinnlose Fahrerei in die und der Nacht, ohne Erkundungsmöglich keit, war das Fazit des gestrigen Abends. Zum Umfallen müde fuhren wir die Batterien in den Bereitsstellungsraum hier. Sofort Erkundung in und um Smijew am Donez. Iwan drüben ist unerhört stark in Menschen und Material. Dem zust. Inf.-Reg. stehen, glaube ich, 11 Divisionen gegenüber. Die Artilleriestärke bekommen wir auch zu fühlen. Unsere Stellungen sind nur Stützpunkte, ganz gut ausgebaut, aber das Regt. hat 22 km Breite. Überläufer sagen aus, im Walde drüben läge unter jedem Baum ein Russe. Nun geht’s los. Unsere Erkundung hatte Erfolg. Ich schieße aus zwei Stellungen in das Vorfeld der Donez-Niederung. Die anderen Batterien an und in den Wald. Artillerie, Stuka, Bomber hauen nun auf diese Bereitstellungen des Russen. 14.40 Uhr schieße ich eine Voll salve auf das “Sumpfloch”. Feuerlage sehr gut. Inf.-Chef ist be geistert.
Bei Smijew, 9. August 1943
Im Morgengrauen, nach 4 Stunden Schlaf, Aufbruch zum 2. Schießen. Munitionsmangel erzwingt nur Halbsalven auf ein anderes Vorfeld ziel. Feuerlage wie gedacht. Während ihres Verlaufs greifen Stukas an in noch nie erlebter Stärke. Alles qualmt und brennt, kracht, der Boden dröhnt. Iwan ist verdächtig ruhig. Änderung der Absichten oder — Ruhe vor dem Sturm. Wie hat es uns doch herumgeschmissen in den ersten fünf Wochen seit dem ersten Einsatz: Kampfraum Bjelgorod, dann Isjum, Mius, Donez, Barkow.
Hier liegt was in der Luft, was mir nicht gefällt. 15:40 Uhr: Ich komme vom Regiment zurück. Herr Major eröffnete mir, dass nach letztwilligem Wunsch von Major Röber Lt. Bedde die Batterie übernehmen soll. Also Abschied. Ich kann meine Männer nicht mehr sehen, ohne dass mir das Wasser in die Augen tritt, so sehr habe ich mein Herz an die Batterie verloren.
10. August 1943
Bin nun wieder Abteilungsbeobachtungsoffizier und habe den Kanal voll wie noch nie. Iwan ist noch immer beängstigend ruhig.
Bei Smijew am Donez, 11. August 1943
Merkwürdig, immer noch ruhig. Gestern Abend hat die ganze Abteilung wieder mal ins Vorfeld geschossen. Wieder ein prachtvoller Feuerzauber, wenn die Funken sprühen, die Erde tobt und man auf Beobachtung die Ausläufer der enormen Druckwellen spürt.
Gegen Abend mache ich ein bisschen Spuk mit einem 15-cm-Werfer, um das Dasein einer ganzen Abteilung zu markieren. Funk klappt schlecht, also schieße ich nach Plan. Lage der Einschläge gut, wie die Beobachter melden.
12. August 1943
Heute mal leichtes russisches Feuer in die Gegend gestreut. Etwas stärkeres eigenes Feuer auf Sadoneskij. Es ist, als wollte uns das Schicksal ein paar ruhige Tage geben, bevor der Sturm aus dem Osten kommt. Oder auch aus dem Westen.
Denn der Russe hat Charkow umgangen und steht in großem Bogen westlich der Stadt. Wir sind von 2 ½ Seiten eingeschlossen, besser gesagt umfasst. Arg wenig Truppen da. Wenn sich dahinter ein eigener operativer Plan verbirgt, ist es gut. Wenn nicht, erntet der Russe das bestbestellte Gebiet der Ukraine ab, das zwischen Charkow und Poltawa. Die Lage erscheint als Krise.
Am Mittag Alarm, zwei Batterien sofort zum linken Nachbarn, dort soll es brennen. Auf Erkundung voraus, Lage ganz ruhig, Anmarschweg in vielen großen Stücken eingesehen. Mit Mühe Stellungen. Tagsschießen lohnt nicht, also 20:30 Uhr. Besuch beim Bataillon, alles blau, am Ende ich auch. Also so schlimm kann es nicht sein mit der Lage.
L: 36 Gr. 24’ Br: 49 Gr. 42’, Butowka, 13. August 1943
Nacht unterm Sternenzelt mit Mückengarnierung. Der Morgen wäre ruhig, wenn nicht aus einer bestimmten Richtung hinter uns es stundenlang krachen würde. Bahnlinie wird gesprengt. Nachtigall, ich hör dir trapsen…
Nachmittag auf B-Stelle, diesig, nicht viel zu sehen. Plötzlich schießt Iwan mit Granatwerfern und Pak in den Wald, dass ich kurz gar nicht herauskomme. Mit einer fünfminütigen Umgehung geht’s dann, aber es pfeift wieder wild durch den Wald von Infanteriegeschossen. Abend beim Regiment. Frontrücknahmebefehl soll schon vorgelegen haben. Nordwestlich von Charkow soll‘s aber besser stehen, also bleibt’s vorerst.
Butowka, 14. August 1943
Im Morgengrauen Geschieße und Telefonate. Russe greift an. Zwei Batterien in die Stellungen. Bis halbe Salve, die uns so nahe liegt, dass der Bunker wackelt. Zwei Gefangene sagen, dass der Russe uns hier ein zweites Stalingrad bereiten will. Gestern sollte nach Führerbefehl Charkow gehalten werden. Heute werden Verpflegungsgüter aus dem Bande ohne Anrechnung freigegeben.
15. August 1943
Der Abend war dem Doppelkopf gewidmet gestern, wurde aber recht unruhig. Der Russe griff an, brach auch stellenweise ein, und die 9. musste dreimal schießen. Trefferlage sehr gut. Iwan schoss mit allem, was er hatte, mit Granatwerfern, Stalinorgel und Artillerie. Nördlich von uns rauschten und prasselten die Bomben. Gegen Morgen wurde es ruhiger. Der linke Flügel des Bataillons wurde zurückgenommen nach Plan. Heute Abend geht’s nochmal einen Sprung zurück, angeblich in die Winterstellungen. Entlang der neuen Front von heute Nacht ziehen sich 400–500 Russen. Peinlich. 7. Batterie zur Bekämpfung angesetzt. Der Tag ist unendlich klar und heiß. Artjuchowka, 22 Uhr: Linie zurückgenommen, ungestört und voll Ruhe. Bei der Zerstörung unseres Bunkers habe ich mir den Fuß unangenehm geprellt. Ich lahme also heftig hinten rechts. Abteilungsgefechtsstand in kahlem, aber sauberem Haus.
Lt49 Gr.42’ Br:36Gr.16’ Artjuchowka, 16. August 1943
Die Infanterie meint, der Russe wäre erst gegen Abend an der HKL zu erwarten. Entsprechend richtet man sich ein. Die 8. Batterie baut ihre Stellung aus, die Infanterie macht Schussfeld. Um 10 Uhr knattert und pfeift es, der Russe ist da und auch schon in einem Waldstück hinter der Linie. Um Mittag drückt er weiter nördlich in die Linie, nimmt Lewkowka, bricht in den Wald nordostwärts von uns. Linker Flügel der Infanterie biegt um, Front nach Norden, ohne Anschluss, lässt ein Loch von 2 km oder mehr. Dadurch kann Iwan plötzlich 200 m vor uns erscheinen. Um 17 Uhr bekomme ich Aufklärungsauftrag. Mit kleiner Zugmaschine und ein paar Mann mit schussbereiten Gewehren fahre ich quer durch den umstrittenen Wald, Richtung genau Nord. Wald ohne Feindberührung. Über die offene wellige Ebene kreuz und quer nach Norden, nach dem brennenden Konstantinowka. Verbindungsaufnahme mit Nachbarregiment, Oberst Berger. Lageorientierung gegenseitig, Maßnahmen im Gange. 21.30 Uhr zurück, schon besorgt erwartet.
17. August 1943
Batterien schießen heftig, Gegenstoß gelingt, 6 Uhr ist die alte HKL wieder in unserer Hand. Um 10 Uhr ist der Russe längst wieder eingebrochen. Die 9. hat wieder Pech, Volltreffer in zwei Werfer. In einem geht die Munition mit hoch. 12 Verwundete herausgezogen. Die 8. schießt tagsüber oft, stärkt damit das Rückgrat der an sich sehr schwachen Infanterie wesentlich, wenn nicht entscheidend. Viel los ist mit unserem Bataillon überhaupt nicht. Am Nachmittag panische Nachrichten: Der Russe ist wieder an zwei Stellen eingebrochen. Südlich der Msha stößt er auch vor. Gefechtsstände werden zurückverlegt, nervöse Anrufe. Gegen Abend kommt die 8. zurück und meldet, der Russe wäre hinter ihr. Ganz so schlimm ist es noch nicht, aber die Infanterie kommt zurück und will versuchen, Artjuchowska zu halten. Tschemuschowka, 2 km ostwärts von uns, und Konstantinowka, 8 km nördlich, brennen. Die 9. zurück nach Mirgard. Stab, 7. und 8. bleiben hier als Korsettstangen. Was das noch werden soll! “Charkow aber wird gehalten!” Mein Fuß behindert mich sehr, und mir graut vor Infanteriegefecht zu Fuß. Schon 10 Tage keine Post. Zigarettenbedarf unerhört.
18. August 1943
Der Russe greift wieder an und bricht ein. Lage wird wieder mal recht wacklig. Der Gefechtslärm dringt immer weiter links in unseren Rücken. Unser Abschnitt ist mehr als problematisch besetzt und gehalten. Wir sind nach wie vor das Rückgrat der Stellung. Von den Nachbarn wissen wir überhaupt nicht, was immer peinlich ist. - Also wieder Aufklärungsauftrag. Mirgorod, Limtschenkostrowerchowka zur Division. Gegenseitige Lageorientierung, zurück, Aufklärung durch den Wald, feindfrei. - Arbeit und Männer beruhigend, Lage weniger. - Nachmittag wieder Alarmnachrichten. Wir packen zum dritten Mal. - Artilleriefeuer auf Waldrand beim Gefechtsstand. - Der Abend ist wieder ruhig, gegen Mitternacht Hauerei im Wald ostwärts. Batterie-Alarm. Einsatz gegen Bereitstellungen. - Südlich des Msha geht Iwan noch vor und guckt uns bald in die Flanke. Auf 1000 m. Und soweit schießt die Pak bequem. - Heute Vormittag um 10 Uhr sollten Verstärkungsverbände eingreifen. Jetzt ist es 24 Uhr. Von denen ist noch nichts zu merken. Die Nacht scheint unruhig zu bleiben.
19. August 1943
In der Nacht schossen 7. und 8. wiederholt. - Tags schöne Fliegertätigkeit. 1 km südlich, am Msha, eigener Gegenstoß mit starker Werfertätigkeitsunterstützung. Neu eingeschobene Verbände scheinen die Lage wenigstens etwas zu konsolidieren. - Kein Fuß macht Beschwerden. - Nachmittag sollen 7. und 8. wieder beim linken Nachbarn schießen, um eigenem Angriff weiterzuhelfen.
20. August 1943
Abenddoppelkopf und selten ruhige Nacht. Am frühen Morgen großes und anhaltendes Geschieße beider Seiten, südlich des Msha. Iwan ist offenbar wieder Angreifer.
Überhaupt ist der Russe unerhört aktiv. An allen Abschnitten drückt er unaufhörlich, hartnäckig und stur. Er bringt immer neue Verbände heran und zwingt uns zu allerlei. - Zurzeit schießt er auch wieder in unser Dorf. Bombardiert wurden wir bis jetzt noch nicht, wird aber wohl noch kommen, es wäre ja sonst ein Wunder.
21. August 1943
Nacht fing ruhig an. Im Morgengrauen hebt ein großes Geschieße an, nördlich von uns. Dann überstürzen sich die Nachrichten, keine guten: Der Russe ist in Konstantinowka. Die Höhen nordwestlich von uns hat Iwan ebenfalls. Im Wald nördlich und nordwestlich von uns ist er auch. Er stößt auf Mirgorod, den Ort, durch den wir müssen, wenn wir zurückwollen. Bei uns kommen wir nicht über den Msha. Die Infanterie flutet zurück, nur ostwärts von uns sind noch Deutsche. Nördlich und nordwestlich im Umkreis von 6–8 km nichts mehr. Wir sind fast schon eingeschlossen, und ich kann nur hoffen, die Maßnahmen der Führung kommen rechtzeitig. Sonst fliegt die Abteilung in die Luft, schlimmer als im Winter am Kuban.
Den Kommandeur, 45 Jahre alt, beneide ich um seinen jugendlichen, sonnigen Optimismus.
Mittags Angriff einer eigenen Kompanie. Sie kommt ohne Erfolg zurück und sichert nur den Waldrand. Dann kommen 3 Pak 7,5. Gegen Abend neuer Angriff. Er glückt insofern, als Iwan abgezogen ist und der Waldrand besetzt werden kann. Zur Unterstützung schossen wir nach Norden. Erfolg: Der Wald in der Feuerstellung brannte, und 5 Minuten später schlugen schon die Granatwerfer bei uns ein, aus dem Süden. - Na, die Lage bessert sich. Mirgorod soll wieder deutsch sein, dieser Rückweg wieder frei, Teil des Waldes, nördlich von uns, wieder frei, in Konstantinowka eigene Panzer, nur keine Truppen, später die Linie wieder zu halten. - So packen wir denn wieder aus und bleiben hier.
Seit dem 5. VII. hat die Abteilung über 2000 Schuss verschossen, d. h. 100.000 kg Sprengstoff.
Artohttohowka, 24. August 1943
Gestern war der General (RK) da: “1943 ist das Krisenjahr. 1944 sind wir wieder obenauf.” “Was hat Gott gegen uns?”, fragte er drei anwesende Offiziere, die Pfarrer sind. “Lass er sich so offensicht lich uns verschließen. Unsere Sache ist doch gerecht. Er macht es einem gläubigen Christen schwer.”
Die Lage ist bewegt. Charkow ist aufgegeben. Konstantinowka wechselt täglich 2–3 Mal den Besitzer. Verluste bei der Infanterie schwer, bei uns bis jetzt mäßig. Wenn’s nur so bleibt. - Seit gestern schießt Iwan stärker ins Dorf als bisher. Heute wäre damit zu rechnen, dass wir auf Bunker-Tauchstationen gehen müssen.
Wir sind Meldekopf, Frontleit- und Versprengtensammelstelle, Asyl für übermüdete Offiziere usw. Berner Transport- und Lotsen unternehmen für Nachschubgüter und Verwundete.
25. August 1943
Ruhige Nacht. Im Morgengrauen wüstes Geschieße eigener Artil lerie auf Proletanskoja. Später ebenso russischer auf einen Teil der Stellungen nordostwärts von uns. Nun schießt er regelmäßig in das Dorf, einmal näher, einmal weiter. Iwan ganz nahe. Er sucht die leichte Batterie, die uns seit zwei Tagen taktisch untersteht, und die sich mitten im Dorf aufgebaut hat. Ihr VB macht ein dusseliges Geschieße mit ihr. Der junge Herr ist zu jung für ein Schießen bei Munitionsmangel erstens, und in solcher Lage zweitens.
Nach erbeuteten Karten wollen uns die Russen noch immer umfas sen. Wir müssen mächtig aufpassen.
26. August 1943
Am Morgen Aufklärungstätigkeit der russischen Flieger war schon vielversprechend. 11 Uhr beginnt heftiges, tief gegliedertes russisches Vorbereitungsfeuer. 1–2 km südlich von uns, jenseits der Msha. Etwa 12 Uhr trat er an. Kleine Einbrüche gelangen ihm. Sonst ist die Sache noch unklar. - Im Norden von uns ist alles so verfilzt, dass man nicht weiß, wo vorne und hinten ist. Eigene Infanteristen werden von rückwärts aus Maisfeldern von Scharf schützen abgeschossen. Gegenleistung nicht möglich, weil der Russe viel zu vorsichtig ist. Der Landser dagegen wird nie vorsichtig, bleibt stets leichtsinnig, wenn es im Augenblick nicht knallt. - Ins Dorf schoss er bis jetzt, 15.25 Uhr nur wenig. - Vor ein paar Tagen verlieh der General dem Lt. Lucher auf dem Gefechtsfeld das EK I. Heute ist Lucher, dieser kraft- und pracht volle Mensch, gefallen. - Es ist Abend, und das Schießen lässt nach. Die Russen sind in Taranowka, ein paar km südwestlich von uns, eingedrungen. Morgen wollen sie stark die Höhe südlich der Msha angreifen. Dann gucken sie uns auf 2000 m von oben in den Topf. - Verdammt, jetzt sitzen wir aber bald im Sack. -
Ssokolowo, 27. August 1943
Gestern, als wir uns gerade hinlegen wollten, 22.30 Uhr, Anruf, Front wird zurückgenommen. Um 4 km. - Man spricht jetzt viel von der Zurücknahme an die Dnjepr-Linie. - Bis dahin haben wir immer hin noch Zeit. - Russe ist um 11 Uhr schon da und greift die neuen Stellungen an. 9. in Stellung. Wieder Pech: Rohrkrepierer, wieder ein Werfer in seine Bestandteile aufgelöst. Folgen: 4–6 Häuser und die Stellung brennen. Gottlob drei Leichtverwundete. – Jan: ein gewaltiger Bombenangriff auf unser weitgedehntes Dorf. Die Bude wackelt, dass die Scheiben herausfallen. – Die Infanterie ist schwach und sehr stark schockiert. Zu junge Verbände zu zerrissen in den Kampf geworfen. Jetzt halten sie nicht mehr. Oder nur schlecht. Auf diese Weise kam die II. in Schwulitäten. Olt. Klein verwundet. Neue rosarote Latrine: Wir sollen herausgezogen werden nach Deutschland oder Ukraine zur Umbewaffnung. Wer’s glaubt. – Rätselhaft, wie die Ari wieder unter Munitionsmangel leidet. Wir sind wieder die einzigen, die noch schießen können, bisher, trotz aller Ausfälle.
L:36 Gr. 10'30’’ Br:49 Gr. 43’, Ssokolowo, 28. August 1943
Wenn die Infanterie zwei Figuren im Gelände sieht, fordert sie unser Feuer an. So gut stehen wir uns ja auch nicht mit der Munition. – Es rumst schon den ganzen Tag sehr ordentlich von beiden Seiten. Unser Teil bestreitet vornehmlich unser Regiment – überall Munitionsmangel. – Es ist noch nicht Mittag, und schon 4 heftige Bombenangriffe fegten über das Dorf, das bei dieser Dürre allerorten brennt. Eigene Bomber warfen zu kurz. – Wir sind seit gestern südlich der Msha. Nun wird um Mirgorod gekämpft, das im Rücken unserer Linie liegt. – Dabei wissen wir, wie schwach der Russe hier ist. Aber wir sind bestimmt nicht stärker. – Der Rundfunk spielt feine Melodien. Auch Puccini und Verdi. Dieser Gegensatz!
L:36 Gr. 07’ Br:40 Gr. 42’, Kononenkoff, 29. August 1943
Um Mitternacht setzen wir uns vom Feind ab und gehen 4 km zurück. Noch immer Sand, statt Kiefern, jetzt Eichenwald. Wider Erwarten, aber erfahrungsgemäß, war Iwan da, ehe die Infanterie eingegraben war. Also wich sie, und die Lage sieht aus wie eine Katastrophe. Anschluss nach links und rechts verloren, Leitungen zerrissen, Schüsse oder noch nicht gelegt, Infanterie in Panikstimmung – dazu ein sehr, sehr schwerer russischer Bombenangriff. – Ich liege im Unkraut an ein Haus gepresst und denke, die Welt geht unter. Effektiver Erfolg des Angriffs gering. – Starke Stuka-Angriffe machen etwas Luft, kleine Aushilfen und Gegenmaßnahmen konsolidieren die Lage etwas. – Botverstärkungen von Hornissen, leichter Flak und Pak sichern die Flanken.
30. August 1943
So entsteht eine ruhige Nacht mit tiefem Schlaf, der nur um Mitternacht durch das Mittagessen roh unterbrochen wird. Am Morgen wieder Krise. Durch unser und anderes Schießen kommt die Sache gegen Mittag zur Ruhe. Artillerie und Pak schießen heftig unbeobachtetes Feuer in unseren Grund. Eigene Ari schoss schon dreimal in die eigenen Stellungen. – Auch unsere Munition wird knapp.
Gespräch mit Kdr. über meine Beurteilung. Der wunde Punkt ist das Wort „Unreife zur Menschenführung“. Das verdanke ich wohl Major Co. – Bewiesen durch einige Straffälle. Oh weh! – Das geht nun natürlich wie ein roter Faden durch mein künftiges militärisches Dasein. (Wie lange wird es denn noch sein?)
1. September 1943
Vier Jahre Krieg. Iwan macht seit gestern offenbar Jubiläumsschießen. Er setzt uns unter ein Feuer, wie wir es seit den tollsten Tagen am Nierenwäldchen nicht erlebten. Granatwerfer und Artillerie aller Kaliber, dass der Sand rieselt, der Bunker bebt und die Nerven in unangenehme Schwingungen kommen. Eben fängt er wieder an. – Gestern schoss er eine unserer Batterien aus der Stellung heraus mit Verlusten beider Art. Die Verluste sind z. Zt. überhaupt merklich. Und das Leben recht beschwerlich. Man spricht viel vom Rückzug auf die Dnjepr-Linie. — Zwei Tage mimte ich nebenbei Adjutant. Menge Arbeit, solche 2 Posten.
3. September 1943
Schon 5 Tage sind wir nun in diesem Brückenkopf. Täglich wird das Feuer stärker und dichter. Man kann sich bald ausrechnen, wann der düstere Volltreffer auf unseren Bunker geht. Täglich gibt es sehr ernste Situationen, sei es, dass der Russe an der Rollbahn hinter uns steht, sei es, er steht dicht vor unserer Feuerstellung, oder er bricht in die Flanken. Rückten wir ab, bräche der Brückenkopf. Infanterie schreit nur nach uns, wie nach der Artillerie.
Morgen wird der große russische Angriff erwartet. Was wird der Tag bringen?
L: 36 Gr. 01’ Br: 49 Gr. 39’ Wald bei Rjabuchino,5. September 1943
Gestern kam der Angriff nicht, aber heute. 7 Uhr Trommelfeuer, 7.45 Uhr Angriff und Einbruch linke Flanke. Abteilung schießt, so lange sie kann. Stab, Fahrzeuge weg, selbst zu Fuß. Der Russe erscheint 500 m über dem Ort Kononenkow, da können wir uns gerade noch verkrümeln. Ein Hin und Her zwischen Infanterie-Regiments-Chef-Ständen, nochmal schießt die 7. Batterie, ziehen heraus, verstopfte Waldwege. Bäk (russische) schießt rein, Granatwerfer, Ausfälle, Ausfälle und Durcheinander. Wir sammeln nach sorgenvollem Anschiss durch Regimentskommandeur in diesem hübschen Wäldchen. Mit knapper Mühe der Einschließung entzogen. Aber Verluste! 3 Offiziere, 5 Unteroffiziere und 10 Mann wandern ins Lazarett. Und wieder Welle auf Welle russischer Schlachtflieger, Jäger, es ist ein Mord. Wacht wieder im offenen Loch.
L: 36 Gr. 02’ Br: 49 Gr. 39’ Borki,6. September 1943
Zwei Batterien vor, 8. kann nicht mehr. Gefechtsstand auf eine Höhe. Alle halben Stunden auf Tauchstationen, wieder Flieger, Flieger. Von rechts und links kommen Tatarennachrichten von Durchbrüchen und drohender Umklammerung. Wir sollen umbewaffnet werden und sehnen uns danach. Aber die Division will uns nicht hergeben.
Letzte Nacht war erster Reif. Herrlich klarer Tag, doch man merkt, der Winter kommt.
7. September 1943
Im Ganzen ein selten ruhiger Tag für uns. Ein Wetter wie Gold und fast nichts zu tun.
L: 36 Gr. 01’ Br: 49 Gr. 39’ Wald bei Rjabuchino,8. September 1943
Neues Grenadier-Regiment bezog nachts Stellungen. Am frühen Morgen der Russe schon durch und musste mit Mühe wieder herausgeschmissen werden. Stellungswechsel des Gefechtsstandes in einen der üblichen hübschen Eichenwälder. Mit der Zeit, in kurzer Zeit, rückt Iwan auch mit seinen schweren Waffen heran und stört uns den ganzen Tag.
Sonst geht’s aber, und ich habe Zeit, an Hannchens Geburtstag nach Hause zu denken.
9. September 1943
Es ist 16:20 Uhr, und der Tag verlief im Ganzen ruhig, abgesehen von der dusseligen, störenden Schießerei des Russen auf unseren Wald. Hinter dem stehen auch eigene Batterien, die auch ekligen Krach machen. Wie sind die Nerven doch schwach geworden.
Wir sollen heute noch zur Umbewaffnung herausgezogen werden. Eben schießt er wieder her, als wüsste er. Die ebenso stark gerupfte II. (wie wir) soll uns ablösen und kommt nach uns dran.
L: 35° 21’ Br: 49° 28’, Tischinkowka, den 10. September 1943
Unter einer Allee von Leuchtfallschirmen der in dieser Nacht hochaktiven russischen Flieger fuhren wir aus der Front nach hier. Wohne bei K.V.-Rat Dr. Neumann, einem nervösen, allzu ängstlichen und allzu pessimistischen Herren der Abteilung. Die Bude ist ungezieferfrei, aber sehr fliegenreich, und das genügt zur Plage. Wiedermal gewaschen von oben bis unten, eine Wonne. Es ist nun auch bei Tage herbstlich kühl.
Die Wendung mit Italien war zu erwarten seit Mussolinis Sturz, des einzigen anständigen Italieners. Wie es der König als strenggläubiger Katholik einst verantworten will, in einem Beben zweimal sein Wort zu brechen! Es ist mir eine bittere Genugtuung, diesem Gesindel nie getraut zu haben. Aber in Italien möchte ich jetzt sein.
14. September 1943
Unsere Umbewaffnungspause geht hin, und es ist noch nicht viel geschehen. Der Rückzug an den Dnjepr nimmt offenbar größere Fortschritte. Ernte wird zurückgebracht. Wo nicht mehr möglich, möglichst verbrannt. Ein entsetzlicher Anblick und höchst peinliches Gefühl, heiliges Brot brennen zu sehen. Dörfer und Städte werden weitestgehend evakuiert. Bagger sind meistens schon hinten, Soldatenheime packen, Anlagen werden zur Sprengung bereitet, Trosse zurückgeschoben.
Die Lage ist wohl entsprechend. Bei unserer Armee steht’s ja im Ganzen. Aber rechts und links! Westlich Stalinos sind 200 Panzer durch und fuhrwerken nun im Hinterland herum (on dit). Nördlich von uns sehr starker Druck. Sie wollen offenbar die 8. Armee haben.
Die Schlammperiode steht bevor. Kostprobe hatten wir schon. Einmal saß ich in Poltawa schon fest. Ansich ist dort gut sein. Nur der Zahnarzt hatte mich hässlich in der Kur. Im Offiziersheim machten wir, Oberarzt Dr. Friede, Ob.Lt. Wallrod und ich viel Wind. Wenn die Schwestern einen von uns sahen, sträubten sie schon die Federn aus Sorge um die Vorräte an Backwerk. In der Frontbuchhandlung ist viel Betrieb. Ich kaufte mir Münchener Besenbogen. Die sind ein köstlicher Gedanke. Auf den Straßen wird Obst feilgeboten. 1 Apfel eine Mark. Aus Vitaminhunger kaufe ich um 50 DM Äpfel. In kaum zwei Tagen sind sie alle. Um Obst gebe ich jedes Geld. Um Zigaretten, meine Leidenschaft, keineswegs.
Authentisches über die Lage hört man wenig. Umso mehr wilde Gerüchte.
L: 35° 41’ Br: 49° 27’, Beresowka, 16. September 1943
Um Mitternacht Gefechtsstab voraus. Dunkle Nacht, Lage wie stets unklar, so werden wir plötzlich knapp hinter der HKL angehalten. Fast wären wir zum Russen gefahren. Vorsprache bei Infanterie- und eigenem Regiment. Zwei Batterien in Stellung, eine in Reserve. Erstmals Schießen mit den neuen Werfern, doppelte Entfernung, mehrfache Streuung.
Netter, fliegenreicher Gefechtsstand, schwaches Artilleriefeuer aufs Dorf. Schlachtung einer jungen Ziege. Koteletts bestens, im Kochgeschirr habe ich noch zwei gekochte Hühner. Zuckermelonen gibt’s auch. Wir leben also nicht schlecht.
L: 35° 26’ Br: 49° 23’, Krassnograd, 17. September 1943
Am Mittag beginnt der Regen. In kurzem ist der Boden so weich, dass selbst die Zugmaschinen schon schwer arbeiten müssen. So kommt, was kommen muss: die Rückzugstraßen völlig verstopft. Mit Mühe bringen wir dennoch alles durch. Der Rücksprung beträgt rd. 30 km. Krassnograd ist voll.
Der Weg hierher war ein Spalier von brennenden Dörfern. Ein unerhörter menschlich peinlicher Anblick. Verdreht ist die Welt. Überall Knappheit und Hunger. Hier wird das Getreide angesteckt. - Alles sehnt sich nach Bohnenkaffee, in Brasilien wird er verheizt. Der Winter steht vor der Tür, und in weitem Raum brennen die Dörfer. Zu verstehen ist alles nur unter dem Aspekt des großen Krieges.
Die Bevölkerung zieht mit uns. Lange Elendskolonnen mit Kind und Kegel, Vieh und Hausrat auf meist primitivsten Fahrzeugen.
Hier ist nun Rückzugsstimmung à la Karikatur. Lebensmittel-, Bekleidungs-, Marketender- und Treibstofflager schütten aus ohne Kontrolle. Z. Zt. Banden trampeln auf Bonbons herum auf der Suche nach Begehrenswerterem. Die Einheiten organisieren, was geht. So bessern sich die augenblicklichen Lebensumstände zu Ungunsten der großen Lage.
Rückzüge liegen dem Deutschen nicht. Da ist uns der Russe zweifellos überlegen. Wir haben es auch vor dem Krieg nie geübt.
Der Dreck ist wie in den tollsten kaukasischen Zeiten. Heute sollen wir wieder 30 km zurück. Wird nicht gehen, denn die Straßen stehen noch voll. Die Lage scheint zu drängen. In Süd und Nord ist der Russe offenbar zu tief in uns geraten, sodass er Flanken und Verbindungswege bedroht. Taktisch und strategisch hat er das nicht dumm angefasst.
Den ganzen Tag kracht und qualmt es von den Sprengungen: Eisenbahnen, Mühlen, Fabriken, Kraftwerke, unräumbare Lager.
18. September 1943
Wie gesagt, heute muss noch gehalten werden. Dann kommen wieder 25-30 km Absatzbewegung. Wir sollen dann zu einem neuen Korps, Front nach Norden. Dort soll’s stinken, während hier… Dennoch, Iwan war gestern trotz Wetter und energischer Absetzung vor Mittag schon heran. Am frühen Nachmittag drückte er bereits mit Panzern und aufgesessener Infanterie. Wurde nicht viel draus. Artillerie schoss einige in Brand. Da zogen sie sich zurück. Auch wir schießen heftig seit gestern.
Die Nacht war wunderbar, nur Bomben störten. Die Rollbahnen ratterten.
Und heute ist ein heller, klarer Morgen. Der gibt Hoffnung auf bessere Straßen. Die sind jetzt unsere Lebensadern wie nie sonst.
In Krasnograd wurde heute die Sache noch lebhaft. Iwan brach durch, nordostwärts, kam zur Bahn und machte Ärger. Unsere Batterien verschossen sich fast ganz. Granatwerfer, Artillerie und Bomben am Nachmittag. 19 Uhr löst die Infanterie. Stab rückt 17 Uhr ab und kommt durch Schlamm und Verstopfungen hierher, wo wir in einer trüben Bude kampieren. Ostwärts brennt Krasnograd, die Kolchosen und Sowchosen.
Oguljewka, 19. September 1943
Wundervoller Sonnentag. Tiefster Frieden. Offensichtlicher Reichtum der Bauern: Obst, Geflügel, Vieh, Bienen, saubere Häuser, freundliche Leute. Die Abteilung sammelt sich. Sie ist dem XII. AK unterstellt. Mit Kdr. Sonntagsspaziergang nach dem Regiment über Sumpfwiesen, Fußstege, Furt unter Birken, Vieh weidet, die Sonne scheint, man ist aufgeschlossener Stimmung. Rgt. Kdr. ist leutselig. - Mittags gibt’s Entenbraten, abends ein Huhn. - Nachts nochmal zum Rgt.
Bei Colowatsch, 20. September 1943
Einfache Erkundung. Russe ist noch nicht heran. - 100 m vorm Div. Gef. Stand, sozusagen unter den Augen des Ia, schlachten unsere Fahrer schnell ein Schwein. - Verbindung mit Infanterie. Netter Major, Rgts.-Kdr. Mittags Beziehen der Stellungen. - Wir selbst kommen recht spät. Rgts.-Ord.-Offz. will uns beschnüffeln. In einem blendenden Ballspiel der Argumente zwischen Kdr., Olt. Wegl und mir wird er verwirrt und weiß keineswegs, was los ist. So zieht er ab, und wir lachen. - Gefechtsstand im Freien an einer unsagbar traurigen Fanjebude. Trostlos. 19 Uhr lösen wir uns. Nachtnebelmarsch.
Rewasowka, 21. September 1943
Um Mitternacht finden wir unsere Löcher und einen gesegneten Schlaf. Das Nest ist gerammelt voll, so ziehen wir um, weiter vor.
Derjatki, 21. September 1943
Schwaches Granatwerfer- und Bak-Feuer in der Gegend. Netter Ge fechtsstand bei netten Leuten. Russe ist heran und wird unter ge ringem Munitionsaufwand bekämpft. Sonst ist es ruhig. Manchmal bellt unsere Artillerie.
Derjatki, 22. September 1943
4 Granatwerfer- und Bak-Feuer. Iwan kommt mit seinen schweren Waffen nicht recht nach. - Unsere Rücksprünge sind zu energisch. Abends ist wieder Stellungswechsel. Abmarsch, wie bei Kdr. üblich, erst bei anbrechender Dunkelheit.